Berichterstattungen / Pressemitteilungen

Das Kleingartenwesen ist zukunftsorientiert zu sichern.

Es gibt keine Themen, die es nicht wert sind zu veröffentlichen.

 

Das Kleingartenentwicklungskonzept (KEK)

der Stadt Frankfurt am Main

 

Berichterstattung zu Themen, die nicht direkt einer Rubrik zugeordnet sind:

 

 

Auf der Internetseite der Stadt Frankfurt am Main ist zu lesen:

 

Kleingartenentwicklungskonzept (KEK) für Frankfurt am Main

 

Die große Lust am Gärtnern - Frankfurt beschließt eine neue Kleingarten- und Freizeitgärtenstrategie

 

Seit 1881 gibt es Kleingärten in der Stadt am Main. Sie nehmen rund 2,3 % der Stadtfläche ein. Die Stadt zählt 107 Vereine, 14.537 Parzellen und zwei Dachverbände. Die Gärten dienen als Ort der Begegnung für die Menschen in den Quartieren. Zudem erleichtern sie Neubürger:innen die Integration in die Stadtgesellschaft. Nebenbei fördert Gartenarbeit Bewegung und eine nachhaltige Ernährung der Pächter:innen.

Frankfurt ist eine wachsende Stadt, möchte und muss aber auch eine grüne Stadt bleiben.


Biodiversität, Artenvielfalt, Klimaschutz- und Klimaanpassung sind wichtige Ziele. Bedarf an preiswertem Wohnraum, Platz für öffentlichen Nahverkehr, Fernbahnstrecken, Autobahnen und Raum für die Wirtschaft sind der Puls der Stadt.


Vor diesem Hintergrund wollten die Stadtverordneten wissen, wie denn die Entwicklung der Kleingärten und Freizeitgärten künftig aussehen soll. Freizeitgärten und Kleingärten nehmen zusammen 1.100 ha Stadtfläche ein. Ist damit der Bedarf gedeckt? Stehen diese Flächen auch in Zukunft gesichert zur Verfügung? Wie passen sich die Gärten den wachsenden Einwohnerzahlen an? Das waren die zentralen Fragen. Welche Daten gibt es überhaupt zum Bestand? Diese Frage schließt sich an diese Überlegungen unmittelbar an.

 

Hier können die ausführlichen Schilderungen nachgelesen werden.
KEK_Langfassung-3.pdf
PDF-Dokument [4.5 MB]

Die Lage der Kleingartenvereine mit Ihren Anlagen in Frankfurt am Main

Hier sind die Frankfurter Kleingartenvereine mit ihren Kleingartenanlagen ersichtlich
KEK_Vereinsstruktur-8.pdf
PDF-Dokument [1.7 MB]

 

"alle wetter!" - HR-Sendung

Wandel im Kleingarten?

 

In einem Interview mit Thomas Ranft wird auf die wichtige Funktion von Kleingärten in der Stadt in Form eines Kurzbeitrages des Hessenfernsehens   "alle wetter!" am 11.06.2025 hingewiesen.

 

Kleingärten müssen sich der Klimaveränderungen anpassen. Dies beginnt bei der Bodenbearbeitung und geht bis zur Auswahl von hitzeresistenten Pflanzungen, Stauden sowie Obstbäumen.

 

Auch wird der Wegfall von 44 Kleingärten am Festplatz wegen der Europäischen Schule hingewiesen sowie auf die bis zu 76-7 Jahre Entwicklung einer neuer Kleingartenanlge im Stadtteil Riedberg.

 

 

 

 

 

24.10.2024 von Manfred Becht

Oliver Lang ist nicht nur Vorsitzender des Kleingartenvereins Buchhang sondern auch des Regionalverbandes der Kleingärtner Frankfurt/Rhein-Main. Dem gehören zwar nur vier Vereine an, er hat dennoch einiges Gewicht.

Kleingärten endlich langfristig absichern

 

BORNHEIM Laubenpieper hängen seit über 20 Jahren in der Luft — Initiative kommt nicht voran

 

"Der Magistrat führt die zur plapungsrechtlichen Sicherung von Dauerkleingartenanalgen eingeleiteten Bebauungsplanverfahren fort", hieß es in einem Bericht der Stadtverornetenversammlung im Jahre 2002. Zu dem Zeit­punkt wurde auch eine Liste ver­öffentlicht, um welche Anlagen es überhaupt gehen sollte. Oliver Lang, Vorsitzender des Kleingar­tenvereins Buchhang, hat diese Liste verglichen mit einer Aufstel­lung, die dem unlängst vorgeleg­ten Kleingartenentwicklungsplan beigefügt ist.

 

Auch Kollegen vertreten

 

"Die beiden Übersichten sind fast identisch", stellt Lang fest, der auch Vorsitzender des Regional­verbandes der Kleingärtner Frankfurt/Rhein-Main ist. Dem Verein gehören zwar nur vier Ver­eine an, also nur ein kleiner Teil der Frankfurter Laubenpieper. Lang will in dem Punkt aber das Interesse aller Kleingärtner am Erhalt ihrer Anlagen vertreten. Und deshalb ärgert er sich so über seine Schluss-folgerung: “De facto sind 22 Jahre vergangen und nichts ist geschehen."

 

Warum ist das überhaupt wich­tig? Ist ein Kleingartengelände in einem Bebauungsplan ausgewie­sen, dokumentiert dies den Wil­len der Kommune, dass es diese Flächen dort gibt. Möchte die Kommune dle bestehenden Kleingartenflächen etwas anderes mit die­ser Fläche machen, muss der Bebauungsplan in einem aufwendi­gen Verfahren geändert werden. Ein Bebauungsplan sichert Klein­gärten zwar nicht hundertprozen­tig ab, macht Veränderungen aber schwieriger.

 

Das Bundeskleingartengesetz sieht außerdem vor, dass eine Kommune Ersatz beschaffen muss, wenn Kleingärten-Flächen für andere Zwecke verwendet werden sollen. Die meisten Laubenbesitzer möchten zwar auf ih­ren Flächen bleiben, aber ein neu­er, anderer Kleingarten ist besser als gar kein Idyll mehr. Nur: Die Pflicht, Ersatzflächen bereitzu­stellen, besteht nur für Kleingärten, die durch einen Bebauungs­plan gesichert sind.

 

Keiner der vier Vereine seiner Organisation müsse aktuell um Flächen fürchten, betont Lang. Aber erstens geht es ihm um alle Anlagen in Frankfurt. Zweitens weiß man nie, welche Ideen in der Stadtpolitik zu bestehenden Kleingartenflächen noch geboren werden. Deshalb freut sich Lang auch über einen Vorstoß der Frankfurter CDU, der genau in diese Richtung zielt.

 

Yannick Schwander, umweltpo­litischer Sprecher der CDU-Frakti­on im Römer, hatte den Magistrat kürzlich aufgefordert, endlich alle bestehenden Kleingartenflächen durch Bebauungspläne ab­zusichern. Wobei nicht alle Flä­chen betroffen sind, aber ein be­achtlicher Teil: 229 Kleingarten­anlagen gibt es nach Angaben der CDU, davon seien 63 ungesichert. Der Fläche nach ist es mehr als ein Drittel - 191 von 558 Hektar.

 

Wobei vor einem Missverständ­nis gewarnt werden muss: Das Wort Bebauungsplan bedeutet nicht, dass auf der betreffenden Fläche gebaut werden darf. Ganz im Gegenteil - es kann auch fest­gesetzt werden, dass dort nicht gebaut werden darf. Vor Jahren waren in ganz Hessen durch sol­che Bebauungspläne illegal ge­baute Gartenhütten und Zäune nachträglich legalisiert worden.

 

Zurück nach Frankfurt: Lang hat sich schon Anfang Juli an die Parteien im Ortsbeirat 4 gewandt, zu dessen Zuständigkeitsgebiet auch der Kleingartenverein Buch­hang gehört.

 

Lang hat den Parlamentariern einen Teil der Arbeit abgenom­men und einen Antrag formu­liert, nach dem der Ortsbeirat den Magistrat zum Handeln in der Sache auffordern soll. Kon­kret wird gefordert, einen Bebau­ungsplan für das Gelände aufzu­stellen. Bisher wurde zu Langs Enttäuschung aber ein solcher Antrag weder gestellt noch be­schlossen. Sondern er hat auch in den mehr als drei Monaten seit­dem von keiner einzigen Partei irgendeine Art von Rückmeldung erhalten. MANFRED BECHT

 

 

"alle wetter!" - HR-Sendung

Wie bekomme ich einen Kleingarten?

 

In einem Interview mit Simone Kienast wird auf die wichtige Funktion von Kleingärten in der Stadt in Form eines Kurzbeitrages des Hessenfernsehens   "alle wetter!" am 21.05.2024 hingewiesen.

 

Kleingärten haben sich gewandelt. Biodiversität in der Pflege von Kleingärten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wie kann ein Kleingarten aussehen?

 

Aber ein Kleingarten bedeutet auch Arbeit. Informationsbroschüren geben Hinweise und Ratschläge, auf was in Kleingärten zu achten ist.

 

 

 

 

 

05.04.2024 von Thomas J. Schmidt

Kleingärtner fordert Beirat mit eigenen Rechten

 

Massive Kritik an städtischem Entwicklungskonzept

 

Frankfurt - Das Kleingartenwesen wird weiter ein Nischendasein führen. Das fürchtet Oliver Lang, Chef des R.V. Kleingärtner, angesichts des städtischen Kleingartenentwicklungskonzepts (KEK, wir haben berichtet). Der Verband R.V. Kleingärtner mit vier Vereinen hat sich von der größeren Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner abgespalten, weil diese ihm nicht dynamisch genug war. Lang ist einer, der mit neuen Ideen auf die Stadt zu zugeht - und oft genug enttäuscht wird. Daran wird, so fürchtet er, auch das KEK nichts ändern.

 

„Dort“, sagt Oliver Lang, „ist ein runder Tisch vorgesehen. Das ist absehbar ein zahnloser Tiger.“ Das Grünflächenamt könne wieder alles blockieren, was zugunsten der Kleingärtner vorgeschlagen werde. „Was wir brauchen, ist ein Kleingartenbeirat, der auch das Recht erhält, direkt Anträge an den Magistrat oder die Stadtverordnetenversammlung zu stellen“, sagt Lang. Solche Beiräte gebe es in Berlin, Leipzig, Jena, Erfurt, Dresden, Magdeburg, Rostock und Karlsruhe - überall dort habe sich das Kleingartenwesen dynamisch entwickelt, „nur in Hessen geschieht nichts“, kritisiert Lang. Auch in Frankfurt gebe es immer nur eine Reduzierung von Gartenflächen, sei es wegen der S-Bahn, sei es wegen der Autobahn, aber kaum je eine Ausweitung von Kleingartenflächen. „Wenn sich ein Mal ein neuer Verein gründet, wie am Riedberg, braucht die Stadt sechs bis sieben Jahre, bis eine Kleingartenfläche entstehen kann. Und auch dann sind zwei Drittel der Fläche belegt von Containern.“ Denn Flächen bräuchten nicht nur Kleingärten, sondern auch Obdachlosenunterkünfte und ähnliches.

 

Dass das KEK nun vorliegt, sei schon ein Erfolg. „Wir haben es vor 13 Jahren schon gefordert.“ Damals sei es im Sande verlaufen, nun endlich gelungen. Dass es zu einer Verbesserung der Situation führen wird, glaubt Lang nicht. „Es ist eher Greenwashing.“ Seine Vorwürfe: Die Stadt halte potenzielle Kleingartenflächen in der Schublade, statt die Gärten zu schaffen - nur um Ausweichflächen zu haben, wenn andernorts Gärten verschwinden müssen. Ein weiterer Vorwurf: Wenn es gilt, Gärten zu ermöglichen, klammert die Stadtverwaltung sich oft an Vorschriften fest. „So ist in Zeilsheim eine Streuobstwiese entstanden, aber keine Kleingärten, obwohl der Ortsbeirat und die Stadtverordneten es gewollt haben.“ Der Grund: Die Naturschutzbehörde hat die Fläche, eine Brache, als ökologisch schützenswert eingestuft. An anderer Stelle hat die Stadt die Entstehung von Kleingartenparzellen nicht zugelassen, weil die Brache im Bebauungsplan als Ackerfläche ausgewiesen ist. „Dann muss man den Bebauungsplan ändern“, fordert Lang. Aber dieser politische Wille fehle. Eine weitere Brache in Sindlingen darf inmitten eines Wohngebietes nicht zu Gartenfläche werden, weil es in der Seveso-Zone des Industrieparks liegt.

 

Lang räumt ein, dass es nicht unbedingt böser Wille ist, sondern häufig auch Personalmangel bei den Ämtern. „Wir bieten der Stadt an, die Flächen komplett zu entwickeln. Dann dauert es ein bis zwei statt sieben Jahre, bis ein Verein seine Fläche erweitern kann.“ Bislang hätte er mit seinem Verband schon 40 Parzellen schaffen können, wenn die Stadt zugestimmt hätte, sagt Lang. tjs

 

 

 

"alle wetter!" - HR-Sendung

Kleingärten sind Klimaoasen

 

In einem Interview mit Simone Kienast wird auf die wichtige Funktion von Kleingärten in der Stadt in Form eines Kurzbeitrages des Hessenfernsehens   "alle wetter!" am 12.05.2023 hingewiesen.

 

Die Abhängigkeit und die Wichtigkeit von  Frischluftschneisen für eine Großstadt wie Frankfurt am Main wird verdeutlicht.

 

Auf den möglichen Wegfall von Parzellen des         KGV Riederwald 1913 e.V. wird hingewiesen.

 

 

 

 

 

17.10.2022 von Brigitte Degelmann

Vorsitzender des Kleingärtner-Regionalverbandes kritisiert fehlende Unterstützung

 

Im Montagsinterview spricht Oliver Lang vom Kleingärtner-Regionalverband über die große Flächenkonkurrenz in Frankfurt und kritisiert die Behörden.

 

 

 

Kleingärtner haben es in Frankfurt nicht leicht. Überall wird gebaut, Flächen sind knapp. Seit zehn Jahren setzt sich der Regionalverband Kleingärtner Frankfurt/Rhein-Main für mehr grüne Oasen in Stadt und Umland ein. Im Gespräch mit FNP-Mitarbeiterin Brigitte Degelmann erzählt Vorsitzender Oliver Lang vom mühsamen Kampf mit Behörden und davon, wie nützlich eine geerbte Wohnung bei diesem Engagement sein kann.

 

Herr Lang, beim Stichwort Kleingarten denken viele an Gartenzwerge und akkurat gestutzte Hecken...

.... oder an Grillen, Bier trinken und Faulenzen (lacht).

 

Wie ist das denn beim Regionalverband Kleingärtner Frankfurt/Rhein-Main, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiern kann?

Ganz anders. Wir haben innerhalb kürzester Zeit sehr viel bewirkt. Uns kommt es aufs Kleingartenwesen in Frankfurt und in der Region generell an, das wollen wir weiterbringen, indem wir dafür Lobbyarbeit betreiben und dabei vielleicht auch der Stadt mal auf die Füße treten. Denn das Kleingartenwesen hat hier leider ein stiefkindliches Dasein.

 

Warum?

Schauen Sie sich beispielsweise mal die Kleingartenordnung der Stadt an. Die stammt aus dem Jahr 1999, manche Pachtverträge mit Vereinen basieren sogar noch auf der Ordnung aus den 1980er-Jahren. Darin sind aber Themen wie Biodiversität, Umweltschutz und neue Entwicklungen bei der Gartenbewirtschaftung höchstens Randaspekte oder werden gar nicht genannt. Das kann doch nicht sein in Zeiten des Klimawandels. Gerade unter den heutigen klimatechnischen Aspekten wäre Permakultur ein guter Ansatz. Oder Pflanzen enger zusammensetzen, damit nicht so viel Erde sichtbar ist, wegen der Austrocknung und der Erosion; oder diese zu mulchen, um Humus aufzubauen. Wir haben inzwischen einen neuen Entwurf für eine Kleingartenordnung ausgearbeitet.

 

Eigentlich ist das doch Aufgabe der Stadt.

Ja, aber da kümmert sich keiner. Mein Eindruck ist, dass man die Kleingärtner nur dann braucht, wenn’s um politische Wahlen geht, weil da doch einige Tausend Personen dahinterstehen. Ansonsten merken wir immer wieder, dass die Stadt personell entweder unterbesetzt ist, oder dass dort Personen tätig sind, die keine Verantwortung übernehmen wollen oder dürfen, und dass Zuständigkeiten nicht klar definiert sind.

 

Woran machen Sie das fest?

Neben dem Regionalverband haben wir zum Beispiel eine gemeinnützige Stiftung gegründet, welche bundesweit in dieser Form übrigens einmalig ist. Mit dieser Stiftung versuchen wir unter anderem, im Rhein-Main-Gebiet Gelände zu erwerben, um dort Kleingärten zu manifestieren. Schließlich gibt es dafür Nachfrage ohne Ende: Im Kleingartenverein Buchhang, wo ich Vorsitzender bin, arbeiten wir derzeit die Interessentenliste aus dem Jahr 2020 ab. Mit der Stiftung haben wir eine Fläche in Höchst gefunden. Die Firma, der sie momentan noch gehört, braucht sie nicht mehr und will sie loswerden. Deshalb haben wir bei der Stadt nachgefragt, ob wir dort einen Kleingartenverein etablieren könnten. Dort hieß es aber: Da könnt ihr nichts machen, das ist Seveso-Gebiet, da kann nichts Neues entstehen.

 

Wegen der Richtlinie, die auf einen schweren Chemie-Unfall in der norditalienischen Stadt Seveso zurückgeht und die besagt, dass zu risikoträchtigen Industriebetrieben ein Sicherheitsabstand einzuhalten ist?

So ist es. Dort wohnen aber Menschen, es gibt Kindergärten, Schulen, eine Kirche und sogar Freizeitgärten. Nach einigem Hin und Her wurden wir ans Amt für Bau und Immobilien verwiesen. Und da sagte man uns, dass die Fläche im Bebauungsplan als Parkplatz ausgewiesen sei. Deshalb dürfe man dort keine Kleingärten anlegen, nicht einmal vorübergehend. Obwohl niemand da einen Parkplatz bauen will. Ein anderes Beispiel ist Zeilsheim.

 

Was ist da passiert?

Dort sind wir ebenfalls auf eine Fläche gestoßen: knapp 4000 Quadratmeter verbuschtes Land mit Brombeeren, das war früher mal ein Garten. Da würden zehn Kleingarten-Parzellen draufpassen. Wir sind dann zum zuständigen Ortsbeirat, und der hat eine entsprechende Anfrage gestellt. Daraufhin hat der Magistrat geantwortet, dass das Gelände für Kleingärten geeignet sei.

 

Das heißt, Sie konnten loslegen?

Nein, denn im Flächennutzungsplan beziehungsweise im Bebauungsplan ist das Gelände als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen. Deshalb mussten wir einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung stellen. Den hat die Untere Naturschutzbehörde aber abgelehnt. Auch eine Rodung des Geländes hat sie uns untersagt, im Hinblick auf die Biodiversität, die es inzwischen dort gebe. Daraufhin haben wir beschlossen, dort eine Streuobstwiese anzulegen, das ist ja eine landwirtschaftliche Fläche. Auf einmal hieß es: 200 Euro, dann dürfen Sie roden. Auf solche Schwierigkeiten stoßen wir immer wieder. Und wir sehen, dass es solche Probleme bei anderen Projekten nicht gibt.

 

Was meinen Sie damit?

Zum Beispiel die Obdachlosenunterkunft im Ostpark. Die war erst provisorisch errichtet, dann ein festes Gebäude, das dann sogar noch baulich erweitert wurde - obwohl das alles Landschaftsschutzgebiet ist. Aber da wurde der Bebauungsplan einfach ratzfatz geändert. Ich habe nichts gegen die Obdachlosenunterkunft, aber warum ist so etwas nicht auch für die Kleingärtner, das Kleingartenwesen generell, möglich? Schließlich leisten wir wichtige Arbeit.

 

Inwiefern?

Kleingärten sind grüne Oasen in der Stadt, die viele ökologische Funktionen übernehmen. Sie sind zum Beispiel Biotope für seltene Tiere und Pflanzen, schützen den Boden, sorgen für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt und dienen als Frischluftschneisen. Es sind Lernorte, um Kindern begreifbar zu machen, wie etwas wächst. Man kann dort Natur erfahren und findet Ausgleich zum beruflichen Alltag. Für die Stadt sind wir letztlich kostengünstige Handlanger, die Grünflächen am Leben erhalten und für Artenvielfalt sorgen. Außerdem sind Kleingärten gelebte Integration, weil sie Menschen aus allen sozialen Schichten und verschiedenster Nationalitäten über Generationen hinweg verbinden.

 

Die Stadt hat ja inzwischen ein Kleingartenentwicklungskonzept in Auftrag gegeben, um das Frankfurter Kleingartenwesen für die Zukunft gut aufzustellen.

Ja, das haben wir angestoßen und daran arbeiten wir auch mit. Das Konzept sollte eigentlich schon längst vorliegen. Aber wir warten immer noch darauf. Ich hätte auch gerne einen Kleingartenrat. Den gibt es zum Beispiel schon in Berlin, Leipzig, Dresden und Karlsruhe. Das ist ein Fachgremium, das Magistrat und Verwaltung unterstützt und auf derselben Ebene arbeitet wie ein städtischer Ausschuss. Deshalb kann er zum Beispiel auch Anträge stellen und muss nicht auf irgendeine parteipolitische Unterstützung warten.

 

Was den Kleingärtnern in Frankfurt mehr Gewicht verleihen würde.

Genau. Das haben wir der Stadt auch vorgeschlagen. Aber seit einem Jahr gibt es unter anderem dazu keine Gespräche mehr - weil man immer noch auf das Kleingartenentwicklungskonzept wartet.

 

Was macht der Regionalverband denn sonst noch - außer der Stadt Frankfurt auf die Füße zu treten?

Sehr viel. Wir haben zum Beispiel den historischen Rosengarten am Röderbergweg nahe dem Ostpark reaktiviert und neu bepflanzt sowie andere Urban-Gardening-Projekte unterstützt. Zusammen mit dem zuständigen Ortsbeirat haben wir angestoßen, dass ein vorher unbenannter Weg zwischen Dortelweiler Straße und Wetterauer Straße den Namen Kleingartenweg bekommen hat - um ein sichtbares Zeichen für das Frankfurter Kleingartenwesen zu setzen und die Verdienste derjenigen zu würdigen, die in mehr als 100 Vereinen Teile des Frankfurter Grüns pflegen. Außerdem haben wir eine bilinguale Broschüre in verschiedenen Sprachen über Kleingärten herausgegeben.

 

Aus welchem Grund?

Viele Menschen, die nicht aus Deutschland stammen und vielleicht auch Sprachschwierigkeiten haben, wissen gar nicht, was ein Kleingarten eigentlich ist und welche Rechte und Pflichten damit verbunden sind. Das wollten wir ändern. Dafür sind wir übrigens von der hessischen Landesregierung 2016 als „Initiative des Monats“ ausgezeichnet worden. Das kleingärtnerische Themen nun bei der Hessischen Gartenakademie als Bildungsurlaub für Berufstätige angeboten werden, geht ebenfalls auf unsere Eingaben zurück. Außerdem bieten wir auch Workshops für Vereine an und hatten auch mal eine Ferienbetreuung für Schulkinder in einem Verein organisiert, damit sie sehen, was in der Natur passiert.

 

Wie kam es überhaupt zur Gründung des Regionalverbands? Schließlich gibt es ja die Stadtgruppe als Dachverband für die mehr als 100 Kleingartenvereine in Frankfurt, ebenso den hessischen Landesverband.

In der Stadtgruppe war ich auch im erweiterten Vorstand tätig. Irgendwann habe ich aber bemerkt, dass die Arbeit dort nicht so ganz meinen Vorstellungen entspricht. Im Kleingartenwesen gibt es noch viele alte Strukturen, da herrscht oft noch so eine Asbach-Uralt-Denke. Ich komme aus der freien Wirtschaft, da sind Führungsaufgaben und Management anders definiert. Da geht es professioneller zur Sache, zielorientiert. Während meiner Zeit in der Stadtgruppe habe ich immer wieder erlebt, dass Gärten einfach wegfielen, weil dort gebaut wurde. Da habe ich mich immer gefragt, wie das sein kann. Was machen diese Dachorganisationen eigentlich? Warum vertreten sie die Interessen der Kleingärtner nicht stärker? Deshalb habe ich mich unter anderem vor zehn Jahren mit anderen Mitstreitern zusammengetan und den Regionalverband gegründet.

 

Was vermutlich nicht bei allen gut ankam.

Stimmt, die andere Organisation hat massiv und mit allen Mitteln versucht, unsere Gründung und Aktivitäten zu unterbinden. Sie hat zum Beispiel sämtlichen Kleingartenvereinen untersagt, bei uns Mitglied zu werden. Dementsprechend sind wir ein kleiner, aber feiner Verband, uns gehören vier Vereine mit rund 500 Gärtnern an, vielleicht bald mehr (lacht). Trotzdem sind wir viel aktiver als die Stadtgruppe und wir haben in den vergangenen Jahren auch viel mehr erreicht. Damit unterscheiden wir uns wesentlich von den bislang gewohnten und in die Jahre gekommenen Akteuren in diesem Bereich. Das Kleingartenwesen hat eine mehr als 100-jährige Tradition. Das wird auch weiterhin Bestand haben, aber um das zu erhalten, müssen sich das Denken und die Leitung der Institutionen weiterentwickeln.

 

Wie sind Sie selbst eigentlich zu den Gärtnern gekommen?

Das war Zufall. In den 1990er-Jahren wollte ich mit meiner Lebenspartnerin Birgit Mai nur ein Gartengrundstück pachten, aus Naturverbundenheit und weil uns das so an unsere Kindheit erinnert hat. Da ich aus der Finanzbranche komme, habe ich die Kassenprüfung übernommen, war dann zweiter Kassierer im Kleingartenverein Buchhang und schließlich zweiter Vorsitzender. Im Jahr 2002 hat der damalige Vorsitzende hingeschmissen, und ich habe die Nachfolge übernommen. Dabei habe ich mich immer mehr damit beschäftigt, wie so ein Verein eigentlich funktioniert, wo man Fördermittel bekommt, wie die Strukturen von Mitgliedern, Verein und Verband ineinandergreifen und sich gegenseitig ergänzen. Das fand ich spannend und ich bin immer tiefer in die Materie reingerutscht.

 

Mit Birgit Mai haben Sie ja sogar die oben erwähnte gemeinnützige Stiftung gegründet, um das Kleingartenwesen zu fördern.

Ja, ein Großonkel von mir hatte eine schicke Eigentumswohnung, die habe ich verkauft und das Geld in diese Stiftung gesteckt, da wir selbst keine Kinder haben. Da kann etwas von uns weiterleben und man kann etwas Sinnvolles damit machen. Somit können wir auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen mitreden und Gutes bewirken. Das macht einfach Spaß, und die Stiftung wächst kontinuierlich weiter. Über weitere Zustiftungen und Spenden freuen wir uns sehr - zum Wohle von Naturschutz, Landschaftspflege und Kleingärtnerei.

 

Oliver Lang, Jahrgang 1964, ist gebürtiger Frankfurter: „Ich bin ein original Bernemer Bub.“ Durch seine Eltern und Großeltern kam der gelernte Bankkaufmann und Betriebswirt schon in seiner Kindheit mit dem Thema Garten in Berührung. Jahrelang war er auch als Basketballspieler und -trainer sowie Schiedsrichter aktiv. Seit rund 30 Jahren sind er und seine Partnerin Birgit Mai im Kleingartenverein Buchhang am Bornheimer Hang tätig, vor zehn Jahren gründeten beide mit anderen Mitstreitern den Regionalverband Kleingärtner Frankfurt/Rhein-Main. Inzwischen ist Lang im Vorruhestand, sodass er sich ganz dem Kleingartenwesen widmen kann. Für sein Engagement erhielt er 2018 die Bürgermedaille der Stadt.

 

 

 

 

13.09.2022 von Thomas Stilbauer

Frankfurt: Kleingärten warten auf einen Plan

 

Mehr Klimaschutz beim Schrebern fordert ein Verband in Frankfurt und die Bevölkerung soll mitbestimmen.

 

 

Auch Kleingärten haben ihren Platz in der Klimabilanz der Städte. Darauf weist der Regionalverband der Kleingärtner Frankfurt/Rhein-Main hin und verkündet per E-Mail: „Bei der Erneuerung der Kleingartenordnung für die Stadt Frankfurt sollten die Frankfurter und Frankfurterinnen nun mitentscheiden können, was in Sachen Kleingärten gilt und was nicht“.

 

Ziel der Schreberinnen und Schreber: Die Frankfurter Kleingartenordnung möge „vor dem Hintergrund des Klimawandels und der hohen Bedeutung des Artenschutzes und der Biodiversität überprüft, aktualisiert und überarbeitet werden“. Darauf dringt der Verein schon seit geraumer Zeit mit wachsendem Groll, denn die Stadt arbeite auf der Ebene nicht schnell genug mit, kritisiert der Vorsitzende Oliver Lang. Erst in der Sitzung des Klima- und Umweltausschusses in der vorigen Woche seien die Kleingärtner wieder „ohne Antwort auf ihren Stühlen sitzen“ gelassen worden.

 

Ein Kleingartenentwicklungskonzept (KEK) steht seit geraumer Zeit auf der Vorhabenliste. Im vorigen Jahr sollte es fertig sein, nun sei die Veröffentlichung erneut verschoben worden, ärgert sich Lang, selbst Mitglied der KEK-Kommission.

 

Die alte Kleingartenordnung von 1999 sei arg in die Jahre gekommen, gerade in Sachen Klimawandel, betont er. Da ergäben sich inzwischen ganz andere Notwendigkeiten, etwa bei der Wasserversorgung und speziell beim Bewässern der Gartenflächen. Vielerorts waren in diesem Sommer etwa Hinweise zu sehen, das Bewässern der Wiesen, auch mit Brunnenwasser, zu unterlassen.

 

Klare Anhaltspunkte fehlten, solange es kein Konzept und keine überarbeitete Kleingartenordnung gebe, so Lang. Die sei aber auf dem Weg, versicherte die Stadt schon im Februar.

 

Lang arbeitet auf eine „Revolution der Kleingartenordnung“ hin: Frankfurter:innen sollen sich mit einbringen. Wie das konkret aussehen kann und was die Stadt dazu sagt: Es bleibt spannend. Jetzt ist erst mal Erntezeit. Die Äpfel fallen längst vom Baum.

 

 

 

 

 

 

31.01.2022 von Thomas Stilbauer

Kleingärten sind sehr begehrt in der Stadt – die Wartelisten sind lang. © Rolf Oeser

Stadtnatur

„Frankfurt: Wut in den Kleingärten“

 

Frankfurter Schreberinnen und Schreber vermissen Konzept und Flexibilität bei der Stadt. Streuobstwiese statt Gatenanlage geplant.

 

 

  • Thomas Stillbauer
    VonThomas Stillbauer
     

 

Frankfurt - Die Kleingärtnerinnen und Kleingärtner sind sauer auf die Stadt Frankfurt. Jedenfalls die im Regionalverband R.V. Klein-gärtner vereinigten Gartenfreunde. Jedenfalls auf das Planungsamt, auf das Umweltamt, auf die Untere Naturschutzbehörde beim Umweltamt und auf das Grünflächenamt.

 

Warum? „Egal, wo wir etwas anstoßen wollen“, beklagt Verbandsvorsitzender Oliver Lang, „die Stadt grätscht uns dazwischen.“ Das sei in Bonames so, in Zeilsheim, und das gehe schon mit dem Kleingartenentwicklungskonzept los, kurz KEK.

 

„Das von uns erneut mit angestoßene Projekt ist nun zum zweiten Mal, nachdem es vor rund zehn Jahren schon mal im Sande verlaufen ist, erneut im städtischen Schlamm hängen geblieben“, sagt Lang. Seit dem vergangenen Sommer habe sich nichts mehr getan.

 

Frankfurt: Kleingärtnerverband wollen neue Giebiete erschließen

 

Tatsächlich findet sich in den Parlamentsunterlagen der letzte Eintrag im Juli 2021: Die Bestandserfassung der rund 15 000 Kleingärten und die Datenauswertungen seien abgeschlossen. Es sei „vorgesehen, das abgestimmte Kleingartenentwicklungskonzept noch im Jahr 2021 vorzustellen“. Was dann nicht geschah. Lang: „Die Ämter der Stadt Frankfurt sind schwerfälliger als ein Öltanker, die Ergebnisse verzögern sich wie der Flughafenbau in Berlin und Entscheidungen sind nicht transparent, teils willkürlich getroffen.“

Die Kleingärtner hätten gern Nägel mit Knöpfen gemacht, ein neues Kleingartengebiet auf 3800 Quadratmetern in Frankfurt-Zeilsheim eröffnet und den Bürger:innen vor Ort zur Verfügung gestellt. „Es hieß: Reicht mal einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung ein“, berichtet Lang. „Das haben wir gemacht. Der Antrag wurde abgelehnt und wir mussten 100 Euro bezahlen.“ Begründung: Das Gebiet nahe dem Welschgraben sei landwirtschaftliche Fläche. Die Kleingärtner argumentieren, dort seien früher Gärten gewesen, in der Nachbarschaft seien auch Gärten.

 

Kleingärten in Frankfurt: „Felsbrocken vor die Füße geworfen“.

 

Doch die bürokratischen Hürden seien immens, den Willigen würden immer neue „Felsbrocken vor die Füße geworfen“. Deshalb hätten sie nun beschlossen, „zum Trotz“ statt der Gärten eine Streuobstwiese anzulegen. „Die Kleingärtner:innen können auch anders!“, verkünden sie. Die Fläche sei gerodet, im nächsten Herbst sollen die Bäume gepflanzt werden. „Ob sich dies offiziell Kleingarten nennt oder nicht, ist diesmal tatsächlich egal.“ Unterstützer:innen und Spenden sind willkommen.

 

„Es ist bekannt, dass in Frankfurt Kleingärten fehlen, aber niemand tut was dagegen, echt ,cringe‘, um in der jungen Umgangssprache zu bleiben“, lästert Lang. Er verweist auf den Plan des Verbands, am Bonameser Nordpark ein Areal mit Wildobst zu bepflanzen, passend zum Projektgebiet „Städte wagen Wildnis“ dort. Auch das sei von den Ämtern verhindert worden. „Es zieht sich durch unsere Projekte wie ein roter Faden“, ärgert sich Lang. „Alle reden von Naturschutz und Klimawandel, aber keiner macht wirklich was.“ Die Kleingärtner:innen seien proaktiv tätig und engagierten sich für eine „Green City“.

 

Das Umweltdezernat konnte am Freitag nichts Fundiertes zu den Vorwürfen sagen, was ihm aber nicht vorzuwerfen ist; die Klagen der Kleingärtner gingen erst am Nachmittag ein. Näheres soll in dieser Woche folgen. (Thomas Stillbauer)

 

 

 

Ein heiß begehrtes Stück Grün: Kleingarten-Boom

 

(in der HR-Mediathek aufrufbar bis 08.04.2022)

 

08.04.2021 ∙ Die Ratgeber ∙ hr-fernsehen
(ab Minute 03:41)
 
Die Ratgeber

 

Kleingärten sind der Renner - nicht nur in der Stadt.

Wir klären, wie Sie überhaupt noch einen Kleingarten ergattern können und was Sie unbedingt im Vorfeld wissen sollten.

 

 

 

 

 

05.01.2018 von Christoph Manus

Oliver Lang, hier hinter seinem Wohnhaus in Bornheim. kämpft für den Erhalt der Kleingärten in Wohnungsnähe. Foto: Christoph Boeckheler

Kleingärten

„Irgendwo muss das Grün bleiben“

 

Oliver Lang über Oasen in der Stadt, den Kampf um Flächen und die Zukunft der Kleingärten

 

Herr Lang, wie beobachten Sie als Kleingärtner die Diskussion über mögliche neue Flächen für Wohnungen in Frankfurt?
Mit gemischten Gefühlen. Es besteht die Gefahr, dass Kleingartenfläche verloren geht und Ersatz an anderer, nicht gut geeigneter Stelle entsteht.

 

Wie konkret sind Ihre Befürchtungen?
Aktuell bedroht sind Kleingärten etwa im sogenannten Innovationsquartier, am Rebstockgelände und beispielsweise auch in Dreieich. Dort könnten Kleingärten verschwinden, wenn es so kommt, wie es sich die Architekten vorstellen. Fast in Vergessenheit geraten ist der Kleingartenverein Kleeacker in Fechenheim. Dort soll eine Verbindungsstraße gebaut werden. Aber es kann nicht sein, dass dafür Kleingartengelände geopfert wird.

 

Gewerbeflächen werden umgewandelt, Äcker bebaut. Ist es angesichts des großen Wohnungsmangels nicht verständlich, dass auch die Bebauung von Kleingärten kein Tabu ist?
Die Begehrlichkeiten sind teilweise nachvollziehbar. Man muss aber auch die Bedürfnisse der Bevölkerung ernst nehmen.

 

Was hat die Allgemeinheit davon, wenn Sie Gemüse ziehen oder sich in die Sonne legen?
Das mit dem In-der-Sonne-Liegen ist jetzt etwas provokativ gefragt. Der Kleingarten ist für mich ein Ort der Begegnung,  von Lebensfreude und Schönheit, der aber auch etwa der preiswerten Versorgung mit Obst und Gemüse dient. Er ist ein Lernort für Gesundheit, Ernährung und Umweltbewusstsein. Wir als Kleingärtner tragen auch zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Diese finden Sie inzwischen eher in der Stadt, weil es draußen, auf dem platten Land, nur noch Monokultur gibt. Wenn man jetzt die grünen Inseln, die Oasen in den Städten zubetoniert, verschwindet auch das.

 

Was ist so schlimm, wenn für einen geschützten Kleingarten an anderer Stelle Ersatzflächen entstehen?
Erstmal ist gut, dass für Kleingärten nach dem Bundeskleingartengesetz Ausgleich geschaffen werden muss. Wenn aber an einem Ort Kleingärten wegfallen und woanders ein Ausgleichsareal entsteht, bleibt die Fläche vielleicht gleich groß. Doch was haben die bisherigen Nutzer davon, wenn sie eine Stunde quer durch Frankfurt fahren müssen, um in den Garten zu kommen?

 

Der Architekt Karl Richter geht davon aus, dass die Stadt seine Pläne für eine Parkstadt am Rebstock wegen des erwarteten Widerstands der Kleingärtner ablehnt. Sie gelten offenbar als mächtige Lobbyisten.
So wird es gerne dargestellt. Wir vertreten unsere Interessen, treten ein für die Kleingärtnerei, letztlich auch für Landschaftsschutz, Landschaftspflege und Naturschutz. Es gibt sicherlich größere Lobbygruppen als die der Kleingärtner. Aber man sollte uns nicht unterschätzen. Wir werden um jedes Gelände kämpfen. Die Stadt Frankfurt nennt sich Green City. Irgendwo muss das Grün bleiben.

 

An der Wolfsheide in Preungesheim wehrten sich Kleingärtner so erfolgreich, dass die damalige Koalition ihre Planungen für ein neues Wohngebiet einstellte.
Das war ein Erfolg. Leicht ist es aber nicht: Man muss gut argumentieren können und gut vernetzt sein.

 

Bereiten Sie sich mit anderen Kleingärtnern darauf vor, stärker für Ihre Rechte kämpfen zu müssen, weil die Begehrlichkeiten noch wachsen?
Ja. Fläche lässt sich ja nicht vervielfachen. Wenn weiterer Wohnungsbau gewünscht ist, woher die Fläche nehmen? Da bleiben fast nur landwirtschaftliche Fläche und Grüngürtel. Man sollte sich einmal fragen, ob die Bevölkerungsprognosen überhaupt Bestand haben. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen jetzt ins Rentenalter hinein. Vielleicht sollte man lieber Altenwohnanlagen bauen als neue Wohnungen im hochpreisigen Segment.

 

Noch geht die Politik davon aus, dass Frankfurt weiter wächst und man deshalb bauen muss. Wo sollen denn neue Wohnungen entstehen, wenn man das Grün schützen will?
Die Stadt könnte durchaus einen Teil der Freizeitgärten, die ihr oder stadtnahen Stiftung gehören, bebauen lassen und dafür an anderer Stelle Kompensation betreiben. Die Stadt muss beim Bau neuer Wohnungen zudem gemeinsam mit dem Umland vorgehen.

 

Nicht nur der Wohnungsbau bedroht die Kleingärtner. Auch der Ausbau der Verkehrsnetze könnte Flächen kosten.
Mit Sicherheit. Aber für uns macht es keinen Unterschied, ob die Flächen für Wohnungsbau oder den Verkehr benötigt werden. Kleingärten müssen in der Nähe der Bevölkerung bleiben.

 

Werden die Kleingärtner auch etwas anders machen müssen, sich vielleicht stärker öffnen?
Teilweise ja. Zum Beispiel bietet mein Kleingärtnerverein Buchhang Veranstaltungen, bei denen die Öffentlichkeit und die Nachbarn einbezogen sind. Der Verein läuft auf dem Bornheimer Kerbezug mit und verteilen Gartenerzeugnisse und Samentütchen, damit er im Stadtteil präsent ist.

 

Was erhoffen Sie sich von dem Kleingarten-Entwicklungskonzept, an dem das Umweltdezernat arbeitet?
Frischen Wind für das Kleingartenwesen, ein Aufbrechen alter Strukturen. Die öffentliche Zugänglichkeit wird ein Thema sein, aber auch etwa die Gestaltung der Gärten. Da ist einiges zu überdenken. Ändern sollte sich auch etwas beim Umgang mit Grünschnitt. Bisher müssen Kleingärtner für dessen Anlieferung bezahlen.

 

Wird es nicht auch um die Flächenfrage gehen?
Doch. Wir wollen manifestiert haben, dass Kleingärten nicht nur in Randlagen existieren, sondern dort, wo die Wohnungen entstehen, damit es kurze Wege gibt. Es reicht uns nicht, den Bestand zu schützen. Wir wollen, dass beispielsweise am Riedberg ein neues Kleingartengelände entwickelt wird. Der Arbeitstitel ist Klimagärten. Vielleicht kann man dort neue Ideen miteinbeziehen, eventuell einen Lehrpfad anlegen.

13. Juni 2014 von Thomas Löw
Die sechseckigen Pflanzkübel sind das Erkennungszeichen des Bockenheimer Gartens

Ein Aktionstag im Bockenheimer Garten

 

Seit Herbst letzten Jahres wird auf dem Kirchplatz in Bockenheim Urban Gardening betrieben. Ungewöhnlich an dem Projekt ist nicht nur, dass es von einer Stiftung initiiert wurde, sondern auch die bunte Mischung an urbanen Gärtnern, die es betreuen. So gehören neben Anwohnern u.a. auch Vertreter der St. Jakobskirche, aber auch Bänker, Wissenschaftler und Stiftungsmitarbeiter zum Team. Am vergangen Samstag kamen sie zu einem gemeinsamen Aktionstag zusammen.

 

Entstanden war der Bockenheimer Garten am Kirchplatz aus einem Forschungsprojekt der Frankfurter Goethe-Universität heraus, die von der Stiftungsprofessur für Interdisziplinäre Alternswissenschaften der BHF-BANK-Stiftung durchgeführt wurde. Förderer sind neben der Stiftung und der BHF-Bank u.a. auch das Grünflächenamt sowie der Verein R.V. Kleingärtner, der wie wir an diesem sonnigen Samstag-Vormittag erfahren, das gärtnerische Know-how in das Projekt einbringt. Gegärtnert wird in großen Pflanzkübeln, die in der Nähe des Cafés aufgestellt wurden. „Die alten Kübel, die hier einmal standen, sind bereits entsorgt und durch neue ersetzt worden“, verrät uns Oliver Lang, Vorstandsvorsitzender des Vereins. „Auch die speziellen Seniorenbänke, die hier seit neuestem stehen, wurden im Rahmen des Projekts aufgestellt. In naher Zukunft soll noch das Café auf dem Kirchplatz mit Gabionen eingerahmt werden.”

Bei hochsommerlichen Temperaturen sucht das Projektteam erst einmal Schutz unter dem Infozelt.

 

Eine bunte Truppe

Bei hochsommerlichen Temperaturen sucht das Projektteam erst einmal Schutz unter dem Infozelt.

An diesem Samstag geht es vor allem darum, die Pflanzkübel neu zu bestücken. Doch es ist sehr heiß, daher stehen einige der urbanen Gärtner, die man leicht an ihren blauen BHF-BANK-T-Shirts erkennt, erst einmal lieber unter dem offenen Infozelt, das eigens für den Aktionstag aufgebaut worden war. Wie wir erfahren, gehören zum harten Kern des Urban-Gardening-Teams etwa sieben Personen. Sie übernehmen die Kommunikation mit den Ämtern, kümmern sich um die internen Besprechungen und halten das Projekt am Leben. Auch den Aktionstag haben sie organisiert. Die Gruppe trifft sich regelmäßig alle zwei Wochen, um sich auszutauschen und die Planung voranzutreiben. Es gibt viel zu tun, denn bei vielen Aktionen müssen zunächst das Grünflächenamt, Straßenamt oder die St. Jacobskirche informiert werden, und auch die basisdemokratischen Entscheidungswege sind oft mühsam, wie wir erfahren. Inzwischen sind auch einige Bänker von der BHF-Bank Teil des Projekts. Sie fügen dem ohnehin schon buntgewürfelten Team noch eine weitere Nuance hinzu.

 

Beim Gärtnern auf dem Kirchplatz sind vor allem die Senioren willkommen.

Platz für Jung und Alt

Beim Begutachten der Pflanzkübel entdecken wir Simone Oppelt vom Grünflächenamt. Wie sie uns verrät, schaut sie auch außerhalb ihres Jobs gerne auf dem Kirchplatz vorbei, um zu sehen, wie alles wächst und gedeiht. Mit Sigrid Scherer, der für das Projekt zuständigen Ansprechpartnerin bei der BHF-BANK-Stiftung unterhalten wir uns dann über die weiteren Pläne für den Kirchplatz. „Ich finde es bemerkenswert, dass durch den Impuls aus einem Forschungsprojekt ein so lebendiges Projekt entstanden ist“, sagt sie. „Wir hoffen, dass der Bockenheimer Garten ein Ort wird, an dem sich die Generationen treffen und einfach zusammen gärtnern.“

Während wir noch mit ihr und Oliver Lang sprechen, kommt ein Anwohner vorbei und drängt sich in das Gespräch. Er beschwert sich über die Kübel, die ihm nicht gefallen, und über „so viel Aktivität auf dem Platz“. Geduldig reden Scherer und Lang mit dem aufgebrachten Bürger. In den Dialog mit Anwohnern zu treten, gehört eben auch zum Urban Gardening. Und eine weitere Erkenntnis haben wir an diesem Samstag-Vormittag gewonnen: Man kann es nicht allen Recht machen.

 

30. Juni 2014 von Thomas Löw
Oliver Lang unterstützt nicht nur die Belange der Kleingärtner, sondern berät auch Urban Gardening-Projekte, wie hier am Bockenheimer Kirchplatz.

„Frankfurt sollte seine Kleingärtner mehr unterstützen“

 

Oliver Lang setzt sich seit vielen Jahren aktiv für die Belange der Frankfurter Kleingärten ein und berät auch Urban Gardening-Projekte, wie das am Bockenheimer Garten. Der leidenschaftliche Schrebergärtner ist seit 20 Jahren Mitglied im Kleingartenverein KGV Buchhnang e.V. am Bornheimer Hang und dort Vorsitzender. Zudem leitet Lang den von ihm mitgegründeten Regionalverband R.V. Kleingärtner. Wir haben ihn an einem sonnigen Nachmittag am Bornheimer Hang besucht.

 

Frankfurter Beete: Herr Lang, warum wurde der R.V. Kleingärtner gegründet?

Lang: Wesentliches Ziel des Regionalverbandes ist es, die vielen Kleingärten in der Region Frankfurt regional zu vernetzen und zu erhalten. Es geht auch darum, dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Beispielsweise sitzen wir gerade im Senioren- und Gemeinschaftsgarten, der von der Stadt Frankfurt 2004 mit dem 1. Platz beim Nachbarschaftspreis ausgezeichnet wurde. Außerdem haben wir 2011 den Volkswandertag rund um Bornheim ausgerichtet. Dabei konnten sich die die 200 Teilnehmer auch unsere Anlage anschauen. Mit solchen Aktionen wollen wir Interesse wecken und zeigen, wie ein Kleingartenverein funktioniert.

Frankfurter Beete: Sind denn Kleingärten in Frankfurt gefährdet?

Lang: Zum Teil ja. So gab es in jüngster Zeit Diskussionen über die Schließung des KGV An der Wolfsweide in Preungesheim, weil die Stadt dort Wohnungen bauen will. Zuvor hatte das Grünflächenamt noch 5.000 Euro investiert, damit die Außenmauer der Gartenanlage ausgebessert werden kann. Jetzt soll der Verein den Deutschen Bürgerpreis erhalten, bevor die Anlage plattgemacht wird. Das macht doch keinen Sinn! Als Green City sollte Frankfurt seine Kleingartenvereine mehr unterstützen. Dafür setzen wir uns ein.

Frankfurter Beete: Was unterscheidet den KGV Buchhang von anderen Vereinen?

Lang: Zum einen ist unsere Lage direkt am Ratsweg sehr exponiert, weshalb wir bei Veranstaltungen wie der Dippemess manchmal mit unliebsamem Besuch rechnen müssen. Zum anderen steht die Anlage teilweise unter Denkmalschutz, da sie Anfang der 1930er Jahre vom damaligen Frankfurter Gartenbaudirektor Max Bromme gestaltet wurde. So haben bspw. die Lauben noch das für damals typische Pultdach.

Frankfurter Beete: Gibt es bei Ihrer Arbeit auch eine Verbindung zum Urban Gardening?

Lang: Ja. Wir haben Projekte im Programm, die auch von Gemeinschaftsgärten angeboten werden. Dazu gehört bspw. die Kräuterführung „Quer durch den Kleingarten“ von Regine Ebert, die heute hier stattgefunden hat. Bei einem Spaziergang durch unsere Anlage konnten die Teilnehmer sehen, wie viele Garten- und Wildkräuter hier wachsen, und später leckere Kräuterdips und -Aufstriche damit machen.

Frankfurter Beete: Sind solche Veranstaltungen auch für Nichtvereinsmitglieder zugänglich?

Lang: Ja, denn das ist ein Teil unserer Öffentlichkeitsarbeit. Wir bieten jedem die Möglichkeit, die bunte Vielfalt in unserem Verein kennenzulernen und mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir wollen zeigen, dass viele Klischees über die Kleingärtner einfach nicht zutreffen.

Regine Ebert zeigt den Interessierten Teilnehmern bei einer Kräuterführung im KGV Buchhang zahlreiche Heilpflanzen, die auch in Kleingärten wachsen.

 

Frankfurter Beete: Wer meldet sich in Ihrem Verein grundsätzlich an?

Lang: Zu uns kommen vor allem Anwohner, die kurze Wege suchen. Kleingärtnervereine sollten sich meiner Ansicht nach immer in der Nähe von Wohnsiedlungen befinden. Es ist nicht sinnvoll, sie an den Stadtrand oder neben eine Autobahn zu drängen, wie es bspw. für den KGV An der Wolfsweide vorgeschlagen wurde.

Frankfurter Beete: Wo sehen Sie weiteres Verbesserungspotenzial in puncto Kleingärten?

Lang: Vor allem bei der Politik sehe ich noch Handlungsbedarf. Dort stoßen wir mit unseren Vorschlägen oft auf Unverständnis. Ein Beispiel ist der Weg zu unserem Verein, den wir barrierefrei gestaltet haben, da Rollstuhlfahrer dort zuvor gestürzt waren. Als wir die Stadt um Hilfe baten, wurde sie verweigert. Wir haben dann die Finanzierung selbst übernommen.

Frankfurter Beete: Wie lange muss man warten, wenn man in Ihren Verein aufgenommen werden möchte?

Lang: Derzeit ist zwar nichts frei, das kann sich aber schnell ändern, wenn bspw. ein Pächter aus Altersgründen den Garten aufgibt. Wenn man also etwas Geduld mitbringt, stehen die Chancen gut.

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