Pflanzenschutz im heimischen Garten

Damit krankheiten und Schädlinge nicht zum Problem werden:

Sinnvolle Maßnahmen gegen Krankheiten und Schädlinge

Pflanzenschutz im heimischen Garten

Sinnvolle Maßnahmen gegen Krankheiten und Schädlinge

Nicht nur der Erwerbsgärtner hat mit Krankheiten und Schädlingen zu tun. Auch im heimischen Garten gilt es, das Gemüse und Obst vor einem Befall mit Krankheitserregern zu schützen.

Wissenswertes über "Unkraut"

... und wie man es in den Griff bekommt

Einen gewissen Grad an Verunkrautung im Gemüsegarten sollte man aus ökologischen Gründen tolerieren. Doch was tun, wenn das Unkraut Erntemenge und die Qualität erheblich zu vermindern droht?

Pflanzenschäden:                                     Der Täter ist nicht immer die Laus

Nicht-parasitäre Schadursachen

Nicht jede Missbildung, Verfärbung oder Wachstumshemmung an unseren Obst- und Gemüsepflanzen muss durch lebende Organismen verursacht worden sein.

Schadstoffe im Garten

Was ist zu tun?

Aus Sorge vor Schadstoffen verzichten gerade städtische Hobbygärtner häufig auf den eigenen Anbau von Nutzpflanzen. Doch wie hoch ist das Risiko der Schadstoffbelastung eigentlich?

 

Pflanzenschutz im heimischen Garten:

Sinnvolle Maßnahmen gegen Krankheiten und Schädlinge

 

Nicht nur der Erwerbsgärtner hat mit Krankheiten und Schädlingen zu tun. Auch im heimischen Garten gilt es, das Gemüse und Obst vor einem Befall mit Krankheitserregern zu schützen.

 

Die Intensität des Pflanzenschutzes sowie die Frage, ob der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln notwendig ist, richtet sich nach der jeweiligen Zielsetzung und dem Umfang der wirtschaftlichen Nutzung: Denn auch für solche Gärten, die ausreichend Erträge für Haus und Küche erbringen sollen, gelten im Gegensatz zum Erwerbsgartenbau folgende drei Grundsätze:

  • Einen gewissen Grad an Handarbeit nimmt man als Hobbygärtner/in aus Freude am Garten und der Natur gerne in Kauf.
  • Der Anbau im heimischen Garten ist unabhängig von Vermarktungsvorschriften. Mängel bei der äußeren Qualität sind leichter hinzunehmen. 
  • Auf Höchsterträge kann verzichtet werden.

 

So lässt es sich im heimischen Garten viel leichter mit Schädlingen und Krankheiten leben als im Erwerbsanbau. Bevor man also den Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln in Erwägung zieht, ist eine Reihe von anderen Maßnahmen zu beachten:

 

Vorbeugender Pflanzenschutz

Auch wenn man sie nur selten zu Gesicht bekommt: In unseren Gärten gibt es unzählige nützliche Organismen unter den Insekten (z. B. Marienkäfer, Florfliegen oder Schwebfliegen) und Spinnen, aber auch unter den Vögeln (Meisen, Amseln) und Säugetieren (Igel, Spitzmaus). Diese zu fördern und zu erhalten ist eine maßgebliche Aufgabe des vorbeugenden Pflanzenschutzes. Dazu gehört zum Beispiel, dass man   

  • Schlupfwinkel für Nützlinge schafft,
  • den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel auf ein Mindestmaß reduziert,
  • bei Verwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln nützlingsschonende Präparate vorzieht,
  • einen gewissen Befall mit Schädlingen als Nahrungsquelle für die Nützlinge toleriert,
  • blühende Pflanzen als Nahrungsquelle für Nützlinge anbaut und erhält, 
  • Laub-, Stein- oder Reisighaufen als Verstecke für Igel oder Wiesel anlegt,
  • Nistkästen, Tränken und Winterfütterung für Vögel aufstellt.

Doch nicht nur Nützlinge helfen unseren Garten von Schädlingen freizuhalten. Auch geeignete Kulturmaßnahmen und eine gezielte Beeinflussung des Klimas tragen dazu bei. Das können Sie zum Beispiel dafür tun:

  • angepasste und widerstandsfähige Sorten auswählen,
  • die Bodenbearbeitung auf das Nötigste beschränken, da bei intensivem Fräsen die Bodenstruktur erheblich verschlechtert werden kann,
  • auf eine ganzjährige Bodenbedeckung achten und/oder Zwischenfrüchte anbauen, was die Bodenstruktur und das Bodenleben verbessert und den Unkrautwuchs vermindert,
  • flächendeckend und ganzjährig mulchen, zum Beispiel mit Reisig, Stroh, Grasschnitt oder Rindenmulch; das hält den Boden feucht und unkrautfrei,
  • auf Fruchtwechsel achten oder in Mischkultur anbauen; das verhindert, dass sich Schädlinge und Krankheiten einer Wirtspflanzenart dauerhaft etablieren können, 
  • das Kleinklima beeinflussen, zum Beispiel durch die Pflanzabstände, die Wahl der Pflanzen (eventuell in Mischkultur), den Einsatz von Vlies und Folien oder die Bewässerung.
 

Physikalische Verfahren

Das Absammeln oder mechanische Vernichten von Schaderregern ist zwar mühsam, aber im Hobbygarten immer noch eine sehr wirksame Methode. Gut absammeln lassen sich zum Beispiel Raupen, Kartoffelkäfer oder Schnecken. Schmetterlingseier oder Blattläuse können zerdrückt werden. Auch das Aufsammeln vorzeitig abgefallener Früchte wie Äpfel oder Pflaumen zählt zu den physikalischen Verfahren und hilft, eine Ausbreitung zum Beispiel von Apfel- oder Pflaumenwickler zu unterbinden.

Weitere physikalische Verfahren sind:

  • Netze zur Abwehr von Vögeln und Schadinsekten (Kohlfliege, Möhrenfliege, Lauchmotte u. a.)
  • Drahtgeflecht gegen Wühlmäuse
  • Leimringe gegen Frostspanner 
  • Vibrationen und Schall erzeugende Geräte sowie Vogelscheuchen zur Abwehr von Vögeln 
 

Biotechnische Verfahren

Bei den biotechnischen Verfahren macht man sich natürliche, chemische und physikalische Reize zunutze, die in der Entwicklung der Schädlinge, bei ihrer Nahrungssuche, ihrer Partnerwahl oder bei anderen Prozessen eine Rolle spielen, zum Beispiel 

  • Leimtafeln (Gelb- oder Blautafeln) oder gefärbte Wasserschalen haben eine gewissen Lockwirkung auf Schadinsekten (auch für Prognosezwecke)
  • Fraßlockstoffe und Köder: zum Beispiel Bierfallen für Schnecken
  • Sexualpheromonfallen werden mit dem weiblichen Sexuallockstoff bestimmter Schädlinge beködert und locken damit die männlichen Falter an.
 

Biologische Schädlingsbekämpfung

Darunter versteht man den Einsatz geeigneter, in Spezialbetrieben gezüchteter Nützlinge - zum Beispiel räuberische oder parasitäre Insekten - gegen Schadinsekten. Dieses Verfahren hat sich vor allem bei Schädlingen wie der Weißen Fliege, Spinnmilben, Blattläusen oder Thripsen in Gewächshäusern, Wintergärten oder am Blumenfenster bewährt. Bei der mikrobiologischen Schädlingsbekämpfung werden Krankheitserreger wie Pilze, Viren und Bakterien gegen schädliche Insekten eingesetzt.

 

Kräuterzubereitungen und natürliche Insektizide

Kräuterzubereitungen wie Tees, Brühen oder Jauchen werden vor allem beim biologischen Anbau wegen ihrer Düngewirkung und ihrer günstigen Wirkung auf die Widerstandskraft der Pflanzen, aber auch zur direkten Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten eingesetzt. Im Folgenden einige Beispiele:

 

Pflanze Zubereitung als Wirkung
Brennnessel Jauche zur Düngung und Stärkung
Rainfarn Tee, Brühe gegen Mehltau, Rost und verschiedene Milben
Wurm- und Adlerfarn Jauche, Brühe gegen Blattläuse
Schachtelhalm Jauche, Brühe gegen Mehltau, Rost und Schorf

 

Zu den natürlichen Insektiziden zählen die hochwirksamen Neem- und Pyrethrum-Präparate, die als amtlich geprüfte Pflanzenschutzmittel im Handel erhältlich sind. Phyrethrum wird aus den Blüten bestimmter Chrysanthemenarten gewonnen und hat eine gute Wirkung gegen saugende und beißende Insekten. Neemprodukte - auf Basis des Wirkstoffes Azadirachtin - werden aus den Samen des Neembaumes hergestellt und wirken vorrangig fraßhemmend auf Schadinsekten.

 

Pflanzenstärkungsmittel

Pflanzenstärkungsmittel dienen dazu, die Widerstandskraft der Pflanzen gegen Schadorganismen zu erhöhen und sie vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen. Es handelt sich um Stoffe, die als wirksame "Substanzen" mineralische oder pflanzliche Bestandteile, aber auch Mikroorganismen wie Bakterien (z. B. Bacillus subtilis) oder Pilze (z. B. Trichoderma-Arten) enthalten können.

 

Zugelassene Pflanzenstärkungsmittel für den Freizeitgarten

 

Übersicht der gelisteten Pflanzenstärkungsmittel

 

Die Liste der Pflanzenstärkungsmittel wird vierteljährlich vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit herausgegeben.

 

Chemische Bekämpfung

Chemische Pflanzenschutzmittel sollten prinzipiell erst dann eingesetzt werden, wenn alle anderen bisher genannten Methoden ausgeschöpft sind. Dies gilt besonders für den heimischen Kleingarten, da hier sehr viele Kulturen neben- und untereinander stehen, sodass eine Abtrift auf Nachbarkulturen kaum zu vermeiden und die Einhaltung der vorgeschriebenen Wartezeiten sehr schwer ist.

Pflanzenschutzmittel dürfen im Haus- und Kleingartenbereich nur angewendet werden, wenn sie mit der Kennzeichnung "Anwendung durch nichtberufliche Anwender zulässig" oder (veraltet) "Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich zulässig" versehen sind. Darüber hinaus sollten für den Hobbygarten angebotene Präparate nach folgenden Gesichtspunkten ausgewählt werden:

  • möglichst kurze Wartezeiten für möglichst viele Kulturen
  • möglichst selektiv, das heißt nur gegen einen bestimmten Schädling wirksam

Pflanzenschutzmittel für den Haus- und Kleingartenbereich sind im Gartenfachhandel erhältlich. Dort können Sie sich fachgerecht beraten lassen.

 

Tipp

Eine genaue Übersicht, welche Pflanzenschutzmittel und Verpackungen für die Anwendung durch nichtberufliche Anwender zulässig bzw. für den Haus- und Kleingartenbereich geeignet sind, kann auch dem jährlich herausgegebenen Pflanzenschutzmittelverzeichnis Teil 7 (Haus- und Kleingartenbereich) entnommen werden, das der Saphir-Verlag herausgibt.

 

Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Saphir-Verlags

 

Informationen über die aktuelle Zulassungssituation erhalten Sie auch auf den unten stehenden Internetseiten.

 

Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI)

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Übersicht der Pflanzenschutzdienste der Länder

 

Quelle: AID

Autor: Jörg Planer, Meckenheim |

 

 

Sachgerechter Pflanzenschutz im Haus- und Kleingarten

 

Eine Information der Pflanzenschutzdienste der Länder Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

 

Pflanzenschutz-Ratgeber Haus- und Kleingarten

Eine Broschüre der Landwirtschaftskammer Niedersachsen

 

Erdflöhe im Garten

Erkennen und regulieren

Wenn die Radieschenblätter aussehen wie von einem Schrotgewehr durchschossen, waren höchstwahrscheinlich Erdflöhe am Werk. Zu ihnen zählen verschiedene Blattkäferarten.

Blattläuse & Co.

Wie Sie Ihr Gemüse und Obst wirksam schützen

Wenn Blattläuse saugen und Raupen knabbern, ist das ein deutliches Anzeichen dafür, dass die Gartensaison hierzulande wieder begonnen hat.

Leimringe gegen Frostspanner

Altbewährt und wirksam

Frostspanner sind hellgrün, sehr gefräßig und weit verbreitet an Obst- und Zierbäumen zu finden. Mit dem Einsatz von Leimringen kann man diesem Schädling wirksam vorbeugen.

Zwergzikaden - als Schädlinge meist unbekannt 

Unauffällige Sauger an Kräutern und Gemüse

Seit einigen Jahren macht eine Gruppe sehr kleiner Zikaden auf sich aufmerksam, die an Gemüse und vor allem an Gewürzpflanzen starke Saugschäden verursachen können.

 

Schneckendämmerung:

Horror im Gemüsegarten

Schnecken sind im Gemüsebau eine echte Plage. Zur Bekämpfung tragen neben Molluskiziden vor allem eine geeignete Fruchtfolge und eine durchdachte Bodenbearbeitung bei.

 

Schnecke frisst Salat

iStock.com / erwo1

 

Wenn die Nacht hereinbricht oder Nebel aufzieht, geht vielerorts die Angst um: Nun werden sie wieder kommen mit ihren Abertausend Zähnen und dem tiefschwarz bis leuchtend rot glänzenden Mantelschild, um sich mit kalten, starr blickenden Augen nach neuen Opfern umzusehen. Wenn sich anderntags die Nebelschwaden lichten, bietet sich ein Bild des Grauens: Unzählige Jungpflanzen, nicht mal annähernd in der Blüte ihres Lebens, wurden von den nächtlichen Besuchern dahingemetzelt, von manchem Salatkopf ist nur noch der Wurzelstock übrig und selbst die imposanten Kohlköpfe wurden nicht verschont: Durch Fraßspuren entstellt, werden sie wohl niemals den Teller der Verbraucher erblicken, sondern nur noch die Tiefen des Komposthaufens. Von den unbarmherzigen Bestien, die für das Massaker im Gemüseacker verantwortlich sind, ist nichts mehr zu sehen, lediglich im Sonnenlicht glitzernde Schleimspuren verraten, wer hier am Werke war: Schnecken. Die mit den Tintenfischen und Muscheln zu den Weichtieren zählenden Geschöpfe sehen so harmlos und verletzlich aus, doch ihre Gier nach frischem Grün macht einige Arten zum Schrecken von Hobbygärtnern und Gemüseanbauern.

 

Den Feind kennen, um ihn zu bekämpfen

Insbesondere im Gemüsebau, für den das arbeitsintensive Absammeln oder Zerschneiden nicht infrage kommt, ist der Bedarf an alternativen Bekämpfungsmethoden groß. Neben Molluskiziden, wie der Fachbegriff für Schneckenmittel lautet, die vor allem im Ökologischen Gemüsebau trotz einiger zugelassener Produkte mit Skepsis betrachtet werden, gibt es zum Glück eine Reihe vorbeugender Maßnahmen, die den Gemüsemeuchlern das Leben schwer machen. Beispielsweise benötigen sie, um auf ihrer selbst produzierten Schleimschicht von Wiesen und Hecken zu den Gemüsekulturen kriechen zu können, einen möglichst glatten Untergrund sowie genügend Feuchtigkeit. Je weiter der Abstand zwischen Versteckmöglichkeiten und Gemüseacker ist und je gröber und trockener der Bereich dazwischen, desto geringer ist die Gefahr, dass selbst Schnellschleimer wie die gefürchtete Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) weit in die Kultur vordringen können. Für kleinere Kulturen können sich zudem Schneckenzäune oder Beeteinfassungen aus Abwehrpflanzen wie stark duftenden Kräutern lohnen.

 

Fruchtfolge und Bodenbearbeitung reduzieren Schäden

Ein wichtiger Punkt ist auch die Planung und Bodenbearbeitung vor der Aussaat beziehungsweise Pflanzung: Wo im Vorjahr Salat, Mais oder andere Kulturen den Boden großflächig bedeckten, haben sich im Boden lebende Schneckenarten wie die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) oft stark vermehrt. Im Folgejahr sollte auf solchen Flächen auf empfindliche Gemüsearten verzichtet werden. Gegen unterirdisch lebende Schnecken empfiehlt es sich zudem, unmittelbar den Boden vor der Aussaat oder Pflanzung noch einmal gründlich durchzupflügen. Achtung: Anschließend die Erdschollen unbedingt mit der Egge wieder einebnen und den Boden nach erfolgter Aussaat im Idealfall noch einmal anwalzen. Das verhindert zum einen, dass sich die aufgeschreckten Schnecken in den entstandenen Hohlräumen verkriechen, wo sie vor dem Walzen sicher sind. Darüber hinaus keimt das Saatgut durch die Verbesserung des Bodenkontakts und der damit verbundenen Wasserversorgung schneller und das Gemüse wächst rascher aus dem besonders gefährdeten, weil zartblättrigen, Keimlings- und Jungpflanzenstadium heraus. Das hilft ihm zumindest zeitweilig, denn eines ist sicher: Letztlich steht es doch wieder auf der Speisekarte – auf dem Teller ist die Kombination aus Schnecken und Gemüse mitunter selbst bei Gärtnern beliebt.

 

Quelle: AID

Autorin: Mascha Schacht, Frankfurt am Main |

 

 

 

Schneckenkorn mit Bedacht einsetzen:

Aufs Korn genommen

Schneckenkorn trifft nicht nur Schadschnecken. Der Einsatz der granulatförmigen Fraßköder und die Produktwahl sollten daher wohlüberlegt sein.

Schneckenkorn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bernd Lang / Fotolia.com

 

Als Schnecke hat man es nicht leicht: Da schleimt man so vor sich hin, genehmigt sich hier und da etwas verrottendes Pflanzenmaterial und stellt sich selbstlos Igeln, Vögeln und ähnlich rabiaten Burschen als Beute zur Verfügung. Naja, mehr oder weniger selbstlos, aber irgendwann erwischen sie einen nun mal. Kurz, man versucht, im Großen und Ganzen ein anständiges Schneckenleben zu führen. Aber weil sich der eine oder andere Artgenosse gelegentlich mal ein Salatblatt gönnt, wollen einem nun auch noch die Gärtner an den Kragen. Zerschneiden, aufspießen, ertränken oder einfrieren – kreativ waren die Menschen in solchen Angelegenheiten ja schon immer. Am perfidesten ist aber dieses Schneckenkorn, denn das trifft selbst diejenigen von uns, die Rohkost eher mit Misstrauen begegnen – und das ist die Mehrzahl der Schneckenarten. Selbst unsere Kollegen von der Weinberg-Fraktion bleiben nicht verschont, und die stehen immerhin unter Naturschutz.

 

Ko(r)ntraproduktiv: Auch willkommene Tierarten sind betroffen

Nach Möglichkeit sollten die granulatförmigen Fraßköder vermieden werden: Schneckenkorn tötet nicht nur die wenigen Nacktschneckenarten, die tatsächlich nennenswerte Schäden verursachen können, sondern auch geschützte und nützliche Schnecken – etwa solche, die Eier von Schadschnecken verzehren. Darüber hinaus können wie bei allen chemischen Pflanzenschutzmitteln auch Risiken für andere Lebewesen nie ganz ausgeschlossen werden, wie sich gerade wieder zeigte: Der jahrzehntelang in Granulatködern enthaltene Wirkstoff Methiocarb wurde unter anderem in Kleinnagern und Rotkehlchen in so hoher Konzentration nachgewiesen, dass seine Zulassung gegen Schnecken EU-weit widerrufen wurde. Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Methiocarb ist daher seit dem 19. September 2014 verboten. Es darf nicht mehr verkauft oder angewendet werden, noch vorhandene Reste müssen als Sondermüll bei den örtlichen Sammelstellen abgegeben werden. Auch der noch gegen Schnecken zugelassene Wirkstoff Metaldehyd ist nicht ohne: Vögel und Säugetiere, die kontaminierte Schnecken oder auch direkt die mit Metaldehyd versetzten Köder fressen, können sich vergiften.

 

Empfehlenswerte Alternative für den Notfall

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, um potenziell schädliche Schneckenarten auf umweltfreundliche Weise abzuwehren oder zu bekämpfen, von Schneckenzäunen bis hin zu Nematoden, die bestimmte im Boden lebende Nacktschnecken parasitieren. Wer dennoch nicht auf Schneckenkorn verzichten möchte, sollte sich an Produkte mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat halten. Schneckenkorn mit diesem Wirkstoff ist nicht teurer als Produkte mit Metaldeyhd, hat aber wesentliche Vorteile: Eisen-III-Phosphat ist deutlich weniger giftig und wird von Mikroorganismen im Boden in die Pflanzennährstoffe Eisen und Phosphat zerlegt. Aus gärtnerischer Sicht ebenfalls ein Vorteil: Die Schnecken stellen das Fressen sofort nach der Aufnahme des Wirkstoffs ein und ziehen sich in Verstecke zurück. Dadurch müssen sie nicht vom Beet entfernt werden, wenn sie verendet sind – wenngleich aus Schneckensicht wohl zumindest diese kleine Zumutung wünschenswert wäre. 

 

Quelle: AID

Autorin: Mascha Schacht, Frankfurt am Main |

 

Kontrollmöglichkeiten bei Schädlingsbefall:

Detektivarbeit im Obstbestand

Die Methoden zur Schadschwellenermittlung reichen von der Klopfprobe bis zu biotechnischen Raffinessen. In jedem Fall wichtig: Kontrollen müssen frühzeitig und regelmäßig erfolgen.

 

Abpfelwicklermade in Apfel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

aid

 

Sind es nur einzelne Wanderer oder steht eine Invasion von Vielfraßen ins Haus? Um herauszufinden, in welcher Größenordnung Schaderreger in einer Obstanlage vorkommen, können Anbauer auf verschiedene Kontrollmöglichkeiten zurückgreifen, die ebenso simpel wie effektiv sind. Bei der Klopfprobe beispielsweise wird mit einem gepolsterten Stab einmal kräftig gegen einen Ast geschlagen und alles herunterfallende Getier in einem genormten rechteckigen Trichter aufgefangen. Diesen Vorgang wiederholt man bei einer Fläche von einem Hektar an hundert verschiedenen, über die ganze Anlage verstreuten Stellen – das Fitnesstraining ist damit gleich miterledigt – und lässt die Ausbeute von einem Fachmann genau unter die Lupe nehmen, um die Anzahl etwaiger Schädlinge zu erfassen. Die ermittelten Zahlen werden schließlich mit den wirtschaftlichen Schadschwellenwerten für die betroffene Kultur und den jeweiligen Schädling verglichen und bilden die Grundlage für oder gegen die Entscheidung, Bekämpfungsmaßnahmen einzuleiten. Praktischer Zusatznutzen: Auch die Nützlingsdichte wird erfasst, was Einblicke in das ökologische Gleichgewicht der Anlage erlaubt.

 

Potenzielle Übeltäter im Auge behalten

Unverzichtbar in jedem Bestand ist natürlich die visuelle Kontrolle, bei der nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Blätter, Blüten oder Früchte auf unliebsame Krabbler oder Schadsymptome im Wortsinne unter die Lupe genommen werden. Auch hier werden die Zahlen anschließend mit der wirtschaftlichen Schadschwelle je Kultur und Erreger verglichen. Bei Spannerraupen beispielsweise wird zur Vorblüte kontrolliert, die Schadschwelle ist bei fünf bis acht Raupen je hundert Blütenbüscheln erreicht. Prinzipiell liegt die Zahl der zu nehmenden Stichproben umso höher, je niedriger der Befallsdruck ist – aber angesichts der positiven Tendenz gehen die zusätzlichen Kontrollen mit Sicherheit gleich viel leichter von der Hand.

 

Wenn Lust in Frust umschlägt

Wie meinen? Es wäre doch besonders praktisch, wenn sich die zu erfassenden Insekten ordentlich an einem festgelegten Zählpunkt einfinden würden? Wenn es weiter nichts ist, dieser Wunsch lässt sich erfüllen. Zwar werden sich die Übeltäter nicht gerade in Reih und Glied aufstellen oder sich in ein Register eintragen, zählen muss man schon noch selbst. Aber der Zählvorgang selbst lässt sich durch Hilfsmittel wesentlich vereinfachen, etwa durch beleimte Farbtafeln, von denen sich manche Arten magisch angezogen fühlen, oder durch Pheromonfallen, die beispielsweise liebestolle Apfelwickler-Männchen zwingen, eine dauerhafte Bindung einzugehen. Die in Pheromonfallen verwendeten Lockstoffe bieten sich darüber hinaus dazu an, gezielt Verwirrung unter den auf Freiersfüßen wandelnden Insekten zu schaffen: Je mehr Duftspender in einer Obstanlage verteilt werden, desto intensiver wird die Duftwolke, die zwischen den Gehölzen schwebt – und umso größer ist der Frust der Männchen, die die echten Lockstoffe einzelner Weibchen dazwischen kaum noch wahrnehmen können. Kein Sex, keine Larven, kein großes Fressen, die Party fällt aus – jedenfalls die des Apfelwicklers.

 

Quelle: AID

Autorin: Mascha Schacht, Frankfurt am Main |

 

Dickmaulrüssler:

Rache ist süß

Der Gefurchte Dickmaulrüssler (Othiorynchus sulcatus) kann in Baumschulen zum Problem werden, lässt sich durch biotechnische Maßnahmen aber effektiv bekämpfen.

 

Dickmaulrüssler, Käfer auf einem Blatt
ThKatz / Fotolia.com

 

Wer sich am Eigentum anderer Leute vergreift, kann dabei schon mal eins auf die Nase bekommen. Oder auch auf den Rüssel. Diese Erfahrung musste der Gefurchte Dickmaulrüssler (Othiorynchus sulcatus) machen: Nachdem sich das eigentlich ganz possierliche Kerlchen und seine deutlich weniger hübschen, vor allem aber überaus gefrässigen Larven jahrzehntelang munter durch die Baumschulen gefuttert hatten, schlugen die Anbauer zurück. Aber der Reihe nach.

 

Schwäche für gärtnerisch wichtige Arten

Während die meisten Rüsselkäfer ein unauffälliges Leben führen, hat der Gefurchte Dickmaulrüssler – gut erkennbar an den tatsächlich sehr auffälligen Längsfurchen auf dem Rücken – dummerweise einen sehr delikaten Speisezettel. Er liebt Moorbeetpflanzen, also Rhododendron, Azaleen, Eriken, und Callunen, aber auch Erdbeeren und andere Beerenobstarten. Gehölze, vor allem Eiben aber auch Fichten und Wacholder, verschmäht er ebenfalls nicht, und wo sich die Gelegenheit bietet, knabbert er gerne an verschiedenen Stauden sowie an Weinreben.

 

Verräterische Spuren

Ob sich ein Dickmaulrüssler-Clan in der Baumschule häuslich eingerichtet hat, ist leicht an dem charakteristischen Buchtenfraß zu erkennen: Vom Blattrand ausgehende u-förmige Fraßspuren überführen den Täter. Der Blattfraß ist ärgerlich, aber nicht das Hauptproblem. Das findet sich zwei Etagen tiefer im Wurzelbereich der Pflanzen. Dort lassen es sich die Larven gutgehen und können dadurch selbst größere Gehölze zum Absterben bringen.

 

Trügerische Sicherheit

Um den Befall in den Griff zu bekommen, setzt man am besten an beiden Fronten gleichzeitig an. Die 10 bis 12 Millimeter großen Käfer ließen sich theoretisch gut absammeln, was in der Baumschule jedoch kaum praktikabel ist. Als bequemere, wenngleich deutlich teurere Alternative bieten sich Käferfallen an, die von Anfang Mai bis Anfang September in Quartieren mit besonders hohem Befallsdruck ausgelegt werden. Das Prinzip ist simpel: Holzbretter wurden mit Nuten versehen, die mit einem nematodenhaltigen Gel gefüllt wurden. Die Käfer nutzen die mit der Gelseite nach unten ausgelegten Bretter tagsüber als Versteck und infizieren sich auf diesem Weg mit den für den Menschen vollkommen harmlosen Fadenwürmern. Die Nematoden der Art Steinernema carpocapsae parasitierten den Käfer und töten ihn. Hinweis: Die Bretter sollten möglichst schattig ausgelegt werden, damit das Gel nicht austrocknet und wirklich sechs Wochen lang wirksam bleibt. Ist es dennoch einmal ausgetrocknet, kann man es durch Befeuchten reaktivieren.

 

Entlarvt

Noch wichtiger ist die Bekämpfung der Larven. Auch hierbei findet der Baumschuler in insektenpathogenen Fadenwürmern verlässliche Unterstützung. Am besten werden die Nematoden von April bis Anfang Juni und von Ende August bis Oktober in 15 bis 20 ° Celsius warmes Wasser eingerührt und im Tauch-, Gieß- oder Spritzverfahren auf das bereits feuchte Substrat ausgebracht. Achtung, die Nematoden sind zwar nur einen Millimeter groß, könnten jedoch in allzu feinen Spritzdüsen hängenbleiben! Da die kleinen Helfer UV-lichtempfindlich sind, wartet man mit der Anwendung am besten bis zum Abend; ist es bewölkt, kann man sofort loslegen.

 

Gut kombiniert

Sehr praktisch: Je nach Bodentemperatur können Sie zwischen den Nematoden der Gattung Heterorhabditis und der Art Steinernema kraussei wählen. Letztere macht sich schon ab Bodentemperaturen von fünf Grad Celsius auf die Suche nach Larven, während Heterorhabditis ab zwölf Grad durchstartet. Die Fadenwürmer vermehren sich in den Larven, wodurch eine lange Wirkdauer garantiert ist. Einzige Voraussetzungen: Der Boden sollte in den kommenden Wochen feucht gehalten werden und es dürfen keine nematodenpathogenen Pflanzenschutzmittel ausgebracht worden sein. Dazu zählt übrigens auch Neempresskuchen, der die erwachsenen Käfer von noch nicht befallenen Pflanzen fernhalten kann. Tipp: Insektenpathogene Nematoden helfen auch gegen viele andere Schädlinge wie Apfelwickler, Gartenlaubkäfer, Maulwurfsgrille, Wiesenschnaken, Thrips, Trauermücken und Schnecken.

 

Quelle: AID

Autorin: Mascha Schacht, Frankfurt am Main |

 

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